Gefahrensituationen vermeiden und sicher Fahren
Wir bringen Sie sicher durch den Nebel, sagen Ihnen, was Sie bei Eisglätte tun können, zeigen Ihnen harmlose Stellen auf, die im Winter zu heimtückischen Fallen werden können, und geben Ihnen Tipps zum Autofahren in den winterlichen Bergen.
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Richtig verhalten in Gefahrensituationen
Potenzielle Gefahrensituationen erkennen und dann richtig handeln
Es gibt viele brenzlige Situationen im Straßenverkehr: Schlechte Witterungsverhältnisse, riskante Überholvorgänge oder hohes Fußgängeraufkommen oder, oder… Dabei reicht es in der Regel nicht aus, sich nur an die vorgegebenen Geschwindigkeitsbegrenzungen zu halten. Vielmehr ist es wichtig duch so genanntes „angepasstes Fahren“, Gefahrensituationen frühzeitig zu entschärfen und Unfälle zu vermeiden. Deshalb bedeutet angepasstes Fahren, dass Sie als Autofahrer „immer mit allem rechnen“ müssen und vorausschauend fahren. Das heißt sich auf die Verkehrssituation einzustellen unsd z.B. die Geschwindigkeit drosseln, einen größeren Abstand halten, eine höhere Bremsbereitschaft zeigen oder auch bei Tag das Licht einschalten.
Je frühzeitiger Sie eine Gefahr erkennen und richtig einschätzen, desto behutsamer können Sie Ihre Fahrweise dem Verkehr anpassen und angemessen reagieren. Eine vorausschauende Fahrweise verringert das Risiko abrupter Fahrmanöver, mit denen Sie sich und andere Verkehrsteilnehmer gefährden. Daraus folgt auch, dass Sie die plötzlichen Fehler eines Fahrers weit vor Ihnen rechtzeitig erkennen und frühzeitig agieren – und nicht wenige Sekunden später nur noch reagieren können.
Ein vorausschauender Fahrer rechnet immer mit den Fehlern der anderen und schätzt rechtzeitig ein, welche falschen Reaktionen anderer Verkehrsteilnehmer aus einer Situation entstehen könnten. Das bedeutet, dass man sich weit in den Verkehr hinein orientiert und nicht nur auf die Stoßfänger des unmittelbar Vorausfahrenden starrt. Gute Autofahrer beobachten daher abwechselnd das unmittelbar vor ihnen fahrende Auto und blicken dann wieder drei, vier oder fünf Fahrzeuge weiter. Der Blick pendelt demnach ständig dynamisch in verschiedene Entfernungen. Gleichzeitig muss auch der rückwärtige Verkehr mithilfe der Rück- und Seitenspiegel beobachtet werden.
Warum werden gefährliche Situationen häufig nicht wahrgenommen?
Der Verkehrspsychologe Dr. Hartmut Kerwien: „Verkehrsteilnehmern ist selbst oft gar nicht bewusst, was für eine kognitive Leistung allein im bloßen Führen eines Fahrzeugs steckt: Schalten, steuern, Schilder lesen, andere Fahrzeuge und Fußgänger im Auge behalten – um nur einiges zu nennen. Allein das nimmt schon eine große Menge an Kapazitäten ein. Außerdem hat man dann noch andere Dinge aus Privat- oder Arbeitsleben im Kopf, die zusätzlich vom Verkehrsgeschehen ablenken. So bleibt in der Regel nur wenig Aufmerksamkeit für unvorhergesehene Situationen übrig.“ Außerdem ist die Risikowahrnehmung der Autofahrer deshalb auch so gering, weil akut gefährliche Situationen oder gar Unfälle für den einzelnen Fahrer eher selten seien. „Wenn ein Ereignis mir absolut unwahrscheinlich erscheint, fällt es mir sehr schwer, mich überhaupt darauf einzustellen. Das heißt, wenn ich eine Situation nicht mehr als gefährlich einstufe, sehe ich auch nicht die Notwendigkeit, mein Tempo zu drosseln oder größeren Abstand zu halten“, erklärt der Experte.
Wahrnehmung trainieren – Verhaltensweisen überprüfen
In den Sicherheitstrainings und Programmen, die vom Deutscher Verkehrssicherheitsrat e. V. (DVR) angeboten werden, werden Autofahrer für gefährliche Situationen geschult. Dabei geht es nicht nur um das praktische Erlernen spezieller Fahr- und Bremstechniken, sondern auch um die Sensibilisierung für gefährliche Situationen im Straßenverkehr. Ziel ist es, die Wahrnehmung der Teilnehmer für kritische Momente zu trainieren und somit ein angepasstes Fahrverhalten herbeizuführen. Dr. Kerwien: „Ich muss mich erst einmal damit auseinandersetzen, was überhaupt gefährlich sein könnte und mir bewusst machen, wo Gefahrenpunkte vorhanden sind – erst dann kann ich diese auch erkennen und dementsprechend präventiv handeln. Dazu ist es wichtig, eigene Verhaltensweisen zu hinterfragen, wie zum Beispiel: ’Ich fahre an der Schule immer mit Tempo 50 vorbei, ist das wirklich richtig? Was ist, wenn mir tatsächlich mal ein Kind vor das Auto läuft?’. Es geht darum, sich selbst für Gefahren zu sensibilisieren und sich auf unvorhergesehene Ereignisse mental vorzubereiten.“
Erfahrene Autofahrer müssen genauso trainieren wie Fahranfänger.
Und es sind nicht nur die Fahranfänger, die mit dem Erkennen von kritischen Situationen Probleme haben. Auch die erfahrenen Autofahrer neigen dazu, potenzielle Gefahrensituationen zu unterschätzen. Denn ihnen stehen häufig die eigenen Gewohnheiten im Weg: „Wenn ich seit zwanzig Jahren an ,Vorsicht Wildwechsel’- und ,Achtung Kinder’-Schildern vorbei fahre, aber nie Wild oder Kinder auf der Straße sehe, dann sehe ich auch keinen Grund, langsamer zu fahren. Die Wahrscheinlichkeit, dass etwas passiert, wird dabei einfach komplett unterschätzt, bzw. als nicht existent angesehen. Die eigenen Fahrgewohnheiten sollten daher immer wieder hinterfragt werden“, erklärt Dr. Kerwien.
Aquaplaning
Die wohl am häufigsten auftretende Notsituation ist Aquaplaning. Dabei schwimmt der Wagen auf Wasser auf und ist nicht mehr lenkbar. Grundsätzlich gilt laut dem Adac in München, dass Längsrillen auf der Fahrbahn sowie abgefahrene Reifen und zu hohes Tempo das Risiko von Aquaplaning erhöhen. „Das Aquaplaning ist stark vom Reifenprofil abhängig – wir empfehlen aber grundsätzlich auf gefährdeten Strecken nicht schneller als Tempo 80 zu fahren“, erklärt Johannes Hübner, Sprecher des Automobilclubs von Deutschland (AvD).
Für den Fahrer ist Aquaplaning einfach zu erkennen: „Man hört so etwas wie einen Schlag durch das Wasser und spürt es in der Lenkung“, erklärt Carla Bormann vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) in Bonn. Das bedeutet, dass die Reifen ihre Haftung verloren haben. „Man sollte nicht bremsen, keine Lenkbewegungen machen, sondern die Geschwindigkeit durch Gas wegnehmen reduzieren“, sagt Achim Kuppinger von der Sachverständigenorganisation Dekra in Stuttgart. Zudem sollte laut Johannes Hübner sofort die Kupplung getreten werden, um den Wagen während der kurzen Schwimmphase zu stabilisieren.
Seitenwind
Eine vielfach unterschätzte Gefahr ist der Seitenwind. Besonders wenn er in Böen mit Sturmstärke bläst, kann er ein Auto aus der Spur werfen. „Besonders gefährlich ist der Seitenwind zum Beispiel beim Überholen von LKW“, so Dekra-Experte Kuppinger. Vor dem Überholen hat der Fahrer sich an das Gegenlenken gegen den Wind gewöhnt. Im Windschutz des Lastwagens muss er dann die Lenkung den neuen Verhältnissen anpassen und sich danach wieder gegen den Wind stemmen.
Gerade dieser letzte Vorgang ist das eigentliche Risiko. „Besonders gefährlich ist es hier für große Geländewagen und Minivans“, warnt Hübner. Denn sie bieten dem Wind eine große Angriffsfläche. Der Fahrer darf sich nicht von der drängenden Windkraft überraschen lassen und muss die Lenkung festhalten.
Licht
Bei einsetzender Dämmerung sollte sofort mit Licht gefahren werden. In der dunklen Jahreszeit ist es besonders wichtig, auf gute Sichtverhältnisse zu achten. Der Mensch kann im Dunkeln ohnehin schlechter sehen. Schmutzige oder verschmierte Fensterscheiben, die das Licht entgegenkommender Fahrzeuge reflektieren, verschlechtern die Sicht zusätzlich. Besonders gefährlich wird es, wenn der Fahrer wegen schmieriger Scheiben geblendet wird. Unfälle oder Abkommen von der Straße können die Folge sein.
Aus diesem Grund sollten alle Fensterscheiben von innen und außen gründlich gereinigt werden. Raucher sollten das häufiger tun, da sich Nikotin und Partikel aus dem Zigarettenrauch an der Innenseite der Fensterscheibe festsetzen. Es entsteht ein schmieriger Belag, der die Sicht behindern kann.
Je kürzer die Tage werden, desto häufiger wird mit Licht gefahren. Regelmäßig sollten daher alle Lampen am Auto überprüft und leicht geschwärzte oder ganz defekte Lampen ausgetauscht werden. Wichtig ist, dass die Scheinwerfer auf die richtige Höhe eingestellt sind. Die Prüfung sollte von einer Werkstatt vorgenommen werden.
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Sicht
Um bei Matsch und Regen schnellen Durchblick zu bekommen, sollte die Scheibenwischanlage immer gut gefüllt sein. Der Füllstand der Scheibenwischanlage sollte regelmäßig geprüft und diese aufgefüllt werden. Damit das Scheibenwischwasser im Winter nicht gefriert, wird es mit Frostschutzmittel gemischt.
Bei schlechter Sicht durch Regen, Schnee oder Nebel können Nebelscheinwerfer eingeschaltet werden. Die Nebelschlussleuchte darf erst bei einer Sichtweite unter 50 Metern und einer maximalen Geschwindigkeit von 50 km/h eingeschaltet werden. Bei schlechter Sicht Geschwindigkeit und Abstand zum Vordermann anpassen. Liegt die Sichtweite durch schlechte Witterungsverhältnisse bei 50 Metern, darf nur noch 50 km/h schnell gefahren werden. Eine Orientierung bieten Leitpfosten am Straßenrand, die im Abstand von 50 Metern stehen. Es droht ein Bußgeld von mindestens 50 Euro und drei Punkte in Flensburg, wer sich nicht an die Geschwindigkeitsbeschränkungen hält.
Bei Unfällen oder Pannen sofort das Warnblinklicht einschalten und das Fahrzeug verlassen, denn andere Fahrer fahren ebenfalls unter schlechter Sicht.
Eine intakte Klimaanlage entzieht der Luft im Auto Feuchtigkeit. Auf die Scheibe gerichtete Düsen verhindern das Beschlagen der Fensterscheiben.
Warum Winterreifen?
Bevor Schnee und Eis einsetzen, auf Winterreifen umsteigen. Diese haben eine kältetaugliche Gummimischung mit einem hohen Silica- oder Naturkautschukanteil. Im Gegensatz zu Sommerreifen, die bei kalten Temperaturen verhärten und dann nicht mehr richtig greifen, sind Winterreifen mit Blick auf Bremsverhalten, Lenk- und Beschleunigungsverhalten in dieser Jahreszeit überlegen. Sie haben bei kälteren Temperaturen eine bessere Bodenhaftung als Sommerreifen. Zu beachten ist, dass Winterreifen nicht älter 6 Jahre sein sollten – egal welche Profiltiefe sie noch aufweisen. Ab einem Reifenalter von 6 Jahren steigt das Risiko einer Aushärtung des Winterreifens.
Bereits bei Temperaturen unter 7°C haben Winterreifen den besseren Grip, insbesondere auf verschneiter oder vereister Fahrbahn. Mit Sommerreifen ist ein Anfahren in glatten Steigungen oft nicht mehr möglich. Bei Winterreifen ist das Anfahren in vielen Situationen zwar auch wesentlich schwieriger als sonst, aber prinzipiell machbar.
Anfahren vom Fahrbahnrand
Parkt ein Auto im Tiefschnee, ist das Anfahren häufig schwierig. Oft hilft es, notfalls zwischen erstem Gang und Rückwärtsgang vorsichtig hin- und herzuschalten und Gas zu geben, bis die Reifen frei sind und sich das Fahrzeug langsam in Bewegung setzt. Viele Fahrer machen den Fehler, übermäßig viel Gas zu geben. Hierdurch fressen sich die Reifen jedoch oft erst recht fest. Besser ist meist, wohldosiert Gas zu geben. Setzt sich das Fahrzeug im ersten Gang nicht in Bewegung, kann ein Schalten in den zweiten Gang sinnvoll sein.
Bremsen bei Schnee und Eis
Moderne Fahrzeuge verfügen zwar über diverse technische Hilfsmittel wie etwa ABS, ESP und ASR, dennoch sollte man Vollbremsungen auf glatter Fahrbahn nach Möglichkeit vermeiden. Vorausschauendes Fahren ist – und das nicht nur im Winter – die beste Alternative, um schnell und sicher reagieren zu können. Die Bremsen sollten in jedem Fall nicht zu heftig betätigt werden.
Springt beispielsweise eine Ampel auf Gelb, kurz bevor das Fahrzeug die Haltelinie erreicht hat, ist es bei glatter Fahrbahn sinnvoll, die Kreuzung noch zu überqueren, weil sich der Anhalteweg aufgrund von Schnee oder Eis wesentlich verlängert, so dass ein gefahrloses und rechtzeitiges Anhalten nicht mehr möglich ist. Unter Umständen bringt man nicht nur sich selbst durch eine Vollbremsung in Gefahr, sondern auch nachfolgende Fahrzeuge und/oder den Gegenverkehr.
Bei laub-schmieriger oder geforener Fahrbahn muss ein längerer Bremsweg eingerechnet werden. Hierzu gehört auch ein ausreichend großer Sicherheitsabstand zu vorausfahrenden Fahrzeugen, der einen Reaktionsspielraum verschafft. Um das Schleuderrisiko zu verkleinern, sollte bei glatter Fahrbahn das Fahrzeug ruhig gelenkt und ruckartige Bewegungen und Bremsmanöver vermieden werden.
„Gerade Glatteis ist eine Fahrsituation, die sich nicht wirklich beherrschen lässt“, sagt Ruprecht Müller vom Adac-Technikzentrum in Landsberg (Bayern).
Immerhin macht der Mensch in einem ausbrechenden Wagen instinktiv das Richtige, indem er versucht, gegenzulenken. Trotzdem sollte sich niemand ausschließlich auf Instinkte verlassen. Ruprecht Müller rät, mit kleinen Lenkbewegungen einzugreifen und die Lenkarbeit nicht mit großen Einschlägen zu übertreiben.
Wie ein solches Manöver ausgeht, ist von der Situation und vom Können des Fahrers abhängig. Ungeübte sollten in einem Fahrzeug mit ABS zusätzlich einen Rat von Achim Kuppinger beherzigen: „Gerät das Fahrzeug außer Kontrolle, sollte man eine volle Notbremsung einleiten und bis zum Schluss mit dem Fuß auf der Bremse stehen bleiben.“ Denn ein bisschen Verzögerung ist immer noch besser als gar keine.
Angepasste Fahrweise im Winter schützt auch vor Gericht
Eine angepasste Fahrweise ist unter winterlichen Bedingungen in mehrfacher Hinsicht wichtig. Zum einen wegen der eigenen Sicherheit – zum anderen hat die Fahrweise Einfluss auf einen möglichen Rechtsstreit nach einem Unfall.
So gilt es grundsätzlich als unsachgemäß, wenn bei Schnee- und Eisglätte zu scharf gebremst wird. Wichtig ist auch, bei Glätte die Abstände zwischen den Fahrzeugen zu vergrößern: Ein Fahrer hat sich darauf einzustellen, dass der vor ihm Fahrende die Kontrolle über den Wagen verliert.
Bei Schneeglätte ist auch mit verunglückten Fahrzeugen zu rechnen – in nicht einsehbaren Bereichen sollte daher so langsam gefahren werden, dass kurzfristig angehalten werden kann. Bei nassen Straßen und Temperaturen in der Nähe des Gefrierpunktes ist mit Glätte zu rechnen, die Fahrweise ist darauf einzustellen.
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