Lebensrettende Massnahmen bei Notfällen

Lebensrettende Maßnahmen

Ein Notfall liegt vor bei schwerer Verletzung, akutem, lebensbedrohlichem Erkrankungszustand oder bei Vergiftung. Ohne sofortige Hilfeleistung sind erhebliche gesundheitliche Schäden oder der Tod des Patienten zu befürchten.

1. Beurteilung

Erst überlegen, dann handeln!

Fragen: Um welche Art Notfall handelt es sich?

  • Schwere Verletzung (z.B. nach Verkehrsunfall)?
  • Akuter lebensbedrohlicher Erkrankungszustand?
  • Vergiftung?
  • Herz-Kreislauf-Stillstand?

2. Sofortmaßnahmen

a) Absicherung   (Hilfsperson)

  • Bei Verkehrsunfall sofort Absicherung der Unfallstelle nach den entsprechenden Vorschriften: Warndreieck!
    Ohne Absicherung besteht die Gefahr der Massenkarambolage!
  • Bei allen anderen Notfällen Beseitigung von Umständen, die eine Hilfeleistung gefährden oder verhindern!

b) Notruf   Genaue Angaben:

  • Eine Hilfsperson verständigt den Notarzt.
  • Wo ist es passiert?
    (Straße, Hausnummer, Stockwerk, Name des Mieters, evtl. örtliche Besonderheiten)
  • Was ist passiert?
    (Anzahl der Verletzten?)
  • Wie ist der Zustand des/der Patienten? (z.B. bewußtlos, möglicher Kreislaufstillstand, Vergiftung)
  • Wer ist der Melder? Telefonnummer für Rückfragen des Rettungsdienstes angeben!

3. Lebensrettende Maßnahmen

a) Bergung:

Der Patient muß so schonend wie möglich in eine Position gebracht werden, die lebensrettende Maßnahmen erlaubt!

Bergung eines sitzenden Patienten mit Rautek* Handgriff
 

b) Lagerung:

Die Lagerung eines Notfallpatienten richtet sich nach seinem Zustand unter Berücksichtigung möglicher Komplikationen.

Dazu sind folgende Fragen zu beantworten:

  • Bewußtlosigkeit bei Spontanatmung? (evtl. ohne äußere erkennbare Ursache)
  • Schock?
  • Atemnot?
  • Wirbelsäulenverletzung möglich?
  • Blutungen aus größeren Gefäßen?
  • Herz-Kreislauf-Stillstand?
  • Vergiftung?

Bewußtlosigkeit
(bei erhaltener spontaner Atmung, evtl. ohne äußerlich erkennbare Ursache)

Bei Bewußtlosigkeit Entfernung möglicher Atemhindernisse, Entfernung von Zahnprothesen. Stabile Seitenlagerung!

Stabile Seitenlagerung
 
Einzelschritte

Die stabile Seitenlagerung erfolgt durch Seitwärtsdrehung des Patienten mit angewinkeltem Bein zur Seite der Drehung hin.

Schock
(Schockzeichen: Blässe, Schweißausbruch, fliegender hoher Puls, Unruhe. Ursache: absoluter oder relativer Blutvolumenmangel)

Bei Schock Oberkörper tief, Beine hoch, bestehende Blutungen in dieser Position komprimieren!

Lagerung bei Schock
 

Atemnot

Zeichen der Atemnot: bläuliche Lippen und Wangen, ziehende bis schnappende Atmung, hochgradige Erregung bei erhaltenem Bewußtsein.

Ursache: Atemwegsverlegung, Asthmaanfall, Brustverletzung, Herzanfall u.a.

Bei Atemnot Versuch der Beseitigung des Atemhindernisses, Oberkörper hochlagern!

Lagerung bei Atemnot
 

Wirbelsäulenverletzung

Der Verdacht auf eine Verletzung der Wirbelsäule ergibt sich aus dem entsprechenden Unfallereignis (Sturz aus großer Höhe u.ä.). Symptome: Bei erhaltenem Bewußtsein werden Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule, u.U. auch ein Verlust der Gefühlsempfindung in den Beinen angegeben.

Bei Wirbelsäulenverletzung Flachlagerung, keine Drehbewegungen gegen die Körperachse!

(Transport nur in waagrechter Lage)

Lagerung bei Wirbelsäulenverletzungen
 

Blutungen

Starke Blutungen - vor allem spritzende (arterielle) Blutungen - sind immer lebensgefährlich und müssen sofort abgedrückt werden. Für alle Blutungen gilt: Schocklagerung! Bei gleichzeitig bestehender Bewußtlosigkeit mit erhaltener Spontanatmung wird versucht, eine annähernd stabile Seitenlagerung in Oberkörpertieflage zu erreichen, evtl. durch Unterpolstern der Unterkörperpartie mit Decken.

Alle spritzenden Blutungen werden vor der Blutungsstelle, d.h. zum Herzen hin abgedrückt oder mit Kompressionsverband versorgt.

Kompressionspunkte großer Gefäße
 

Halsschlagader
 

Armschlagader
 

Schenkelschlagader
 

Schlüsselbeinarterie
 

Kompression mit Druckverband am Unterarm
 

Eine Extremität darf wegen der Gefahr der Schädigung von Nerven nur dann abgebunden werden, wenn die Wunde trotz Druckverband sprudelnd weiterblutet.

Herz-Kreislauf-Stillstand

Zeichen des Kreislaufstillstands

  • Bewußtlosigkeit
  • Fehlender Puls der Hals- und Schenkelschlagader und der Pulsader (immer auf beiden Seiten prüfen!)
  • Blaßgraue Verfärbung von Haut und Lippen
  • Atemstillstand oder nur vereinzeltes Schnappen
  • Weite Pupillen

Auch bei Unsicherheit sind sofort Wiederbelebungsmaßnahmen einzuleiten! Wenige Minuten entscheiden über Tod oder Leben des Patienten.
 

Maßnahmen

ABC-Schema der Herz-Lungen-Wiederbelebung (kardiopulmonale Reanimation) nach SAFAR.

A Atemwege freimachen! = engl.: airways
B Beatmen! = engl.: breathing
C Kreislauf (Herzmassage)! = engl.: circulation

Wiederbelebungsmaßnahmen sind nur auf hartem Untergrund sinnvoll (Brett oder Fußboden).

A  Atemwege freimachen!

Erbrochenes, Fremdkörper usw. werden mit einem Taschentuch o.ä. aus dem Mund entfernt.

B  Beatmen

Beatmung ist bei Kreislaufstillstand nur sinnvoll in Kombination mit Herzmassage

Mund-zu-Mund-Beatmung
Überstreckung des Halses, Verschluß der Nase des Patienten, Einblasen der ausgeatmeten Luft des Helfers in den Mund des Patienten. Der Patient atmet passiv aus. Frequenz 10-12/Min.
 

Mund-zu-Nase-Beatmung
Überstreckung des Halses, Verschluß des Mundes durch den Helfer. Einblasen der ausgeatmeten Luft des Helfers in die Nase des Patienten.
 

Beatmung bei Säuglingen
Bei Säuglingen umschließt der Mund des Helfers Nase und Mund des Kindes (bei Atemwegsverschluß durch Fremdkörper evtl. auch vorher Abklopfen des Rückens bei hängendem Oberkörper). Frequenz der Atemstöße ca. 30/Min.

siehe auch Wiederbelebung bei Säuglingen und Kleinkindern

C  Kreislauf = Circulation

Die äußere Herzmassage ohne Beatmung ist zwecklos! Die Herzmassage wird bei Beatmung nicht unterbrochen!
 

Die Herzmassage erfolgt über dem unteren Drittel des Brustbeins.
 

Technik der äußeren Herzmassage
Sie geschieht durch den Druck des rechten Handballens auf das Brustbein, wodurch dieses 3 bis 5 cm gegen die Wirbelsäule gedrückt wird. Die Kompressionen erfolgen mit einer Frequenz von 80-100/Min. Bei zwei Helfern nach jeder 5. Kompression 1 x beatmen!

Die Wiederbelebung kann auch durch einen Helfer erfolgen! Dann in der Folge 15 Kompressionen - zwei Beatmungen.

Wiederbelebung bei Säuglingen und Kleinkindern
 

Beide Daumen unterhalb einer Verbindungslinie zwischen den Brustwarzen auf das Brustbein legen, wobei die restlichen Finger den Brustkorb von hinten umschließen. Daumen ca. 2,5 cm tief eindrücken mit einer Frequenz von 120/Min. Nach jeder 5. Kompression 1 x beatmen. Atemhub etwa 1 Mundvoll Luft

oder
 

Herzmassage mit Zeige- und Mittelfinger!

Der Säugling liegt dabei auf dem Rücken. Die linke Hand umgreift den Rücken des Kindes.

Herzmassage beim Kleinkind

Druck des rechten Daumenballens auf das Brustbein 1 Fingerbreit unterhalb einer Verbindungslinie zwischen den Brustwarzen. Die linke Hand umfaßt den Rücken des Kindes. Frequenz der Massage: 100-120/Min. Nach jeder 5. Kompression 1 x beatmen!

(Bei allen drei Positionen wird weiter beatmet!)

Die Wiederbelebungsmaßnahmen werden so lange durchgeführt, bis sie vom Notarzt oder anderen Fachkräften fortgesetzt werden können!